Wimmelbild: Mit Augenzwinkern zum Nachdenken anregen

Marian Meinhard Schönfeld beantwortet vier Fragen der Zivile Helden

Mit der Rubrik „Vier Fragen an …“ möchten wir unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Zivilcourage vorstellen und haben eine ganze Reihe an wichtigen Partnern und Experten befragt. Heute: Marian Meinhardt-Schönfeld. Er ist der Illustrator unseres Wimmelbildes.

Was ist ein Ziviler Held/Zivile Heldin für Sie?

Zivile Helden und Heldinnen erkennt man nicht auf den ersten Blick. Sie können eine Frau sein, welche sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln vor eine angegriffene Person stellt um diese zu schützen. Ein Mann, welcher Obdachlosen hilft, eine Bleibe und Essen zu bekommen. Oder ein Kind, wie mein Sohn, der beim Fußballspielen erlebte, wie zwei dunkelhäutige Jungen von einem älteren Jungen ausgeschlossen werden sollten, mit der fadenscheinigen Begründung, dass sie irgendwie nicht reinpassen würden. Da fragte er, ob er jetzt auch wegen seiner langen Haare ausgeschlossen sei, da er ja auch nicht richtig reinpassen würde, und das brachte den älteren Jungen dazu, dann doch alle mitspielen zu lassen. Das hat mich als Vater sehr stolz auf meinen Sohn gemacht. Das ist eine alltägliche Geschichte der Gegenwart, die auch noch gewaltlos geregelt wurde. Und mein Sohn ist natürlich mein persönlicher Held. Und wird es immer bleiben.

Von vielen dieser Anekdoten hören oder lesen wir nicht, weil niemand sie weitererzählt. Vielleicht sollte man damit beginnen. Das wäre doch schön.

Zivile Heldinnen und Helden sind selten, aber zum Glück nicht vom Aussterben bedroht. Wir sollten sie unterstützen, um sie und den Humanismus zu stärken und unser Gemeinwohl zu schützen. Ich war 1989 mit meinen Freunden gegen die DDR-Staats- und Parteiführung auf der Straße, da tummelten sich auch viele intolerante Menschen in den Straßen, aber wir alternativen Jugendlichen von der „Kirche von unten“ haben sie mit verdrängen können, auch in Gesprächen, statt nur mit Gewalt.

Sind Sie schonmal mit Verschwörungsmythen im Alltag in Berührung gekommen?

Seit meiner Jugend solpere ich regelmäßig über Verschwörungsmythen, seien es das Ungehauer von Loch Ness oder den Yeti. Seit dem Anschlag vom 11.September auf das World Trade Center im Jahre 2001 und vor allem seit viele Menschen Smartphones mit Internetzugang besitzen, nehmen diese aber überhand. Natürlich spielt auch die moderne Zeit eine Rolle. Künstliche Intelligenz kann Fotos und Videos fälschen, man kann nie genau sicher sein, ob das Ganze so passiert ist, wie es erzählt wird. Jeder kann eine verrückte Story im Internet in Umlauf bringen. Ich persönlich habe mir dazu immer „Ockhams Rasiermesser“ zu Hilfe genommen. Dazu schneidet man Scheibe für Scheibe die Teile aus der Erzählung, die einem sehr krude vorkommen bzw unrealistisch erscheinen. Am Ende bleibt in etwa die Wahrheit übrig, die man dann im Kopf als gesichert abspeichern kann.

Sie haben unser Wimmelbild zu Verschwörungsmythen gezeichnet – welcher versteckte Hinweis ist Ihr Favorit und warum?

Ich mag natürlich am Liebsten den Reptiloiden, welcher am Bahnhof über den Fußgängerüberweg geht, weil ich selber ein Reptiloid bin. Spaß beiseite, da das Ganze ja an sich ein ernstes Thema ist, freute ich mich natürlich darüber, ein Wimmelbild mit einem gewissen Augenzwinkern zeichnen zu können, welches aber totzdem zum Nachdenken anregt. Im Nachhinein ärgere ich mich nur darüber, dass ich Bielefeld nicht erwähnt habe. Vielleicht kann ich später in einer zweiten Auflage noch ein Abfahrtsschild in diese Richtung am Bahnhof anbringen.

Wie haben Sie sich vorbereitet, als Sie unser Wimmelbild zeichnen sollten ?

Da ich ja, wie gesagt, oft genug in Kontakt mit kruden Themen war, und als Comic/Wimmelbild-Illustrator ideal für schräge Geschichten geeignet bin, war es für mich gar nicht so schwierig die wichtigsten Verschwörungsmythen in Zusammenarbeit mit meinen Auftraggeber:innen zusammen zu tragen. Eine Liste mit den gesammelten Mythen hat am Ende gereicht, um mit der Arbeit zu beginnen. Die speziellen Themen und Bilder aus dem vorgegebenen Video musste ich natürlich abzeichnen bzw ähnlich arrangieren. Ich habe schlussendlich nur aufgepasst, dass ich alles gut verteilt ins Wimmelbild gezeichnet habe.

Und ich denke, wer den Mothman findet, der hat das Wimmelbild ganz aufmerksam betrachtet.

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