Wegsehen und -gehen ist keine Lösung: Zeigt Zivilcourage!

Gewalt kommt in allen Bereichen der Gemeinschaft vor und passiert nicht nur  in der Schule, am Bahnhof oder auf der Straße, sondern auch im sogenannten sozialen Nahraum, wie zum Beispiel in der Ehe, in der Lebenspartnerschaft oder in der Pflege. Gewalt in der Öffentlichkeit ist für alle sichtbar.
Manchmal kann es für einen Betrachter ganz einfach sein, eine gefährliche Situation zu entschärfen: Mit einem energischen Eingriff, einem entschlossenen Handeln oder einem deutlichen Wort – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die Sechs Tipps für Zivilcourage zeigen Euch, wie es richtig geht ohne dass man sich selbst in Gefahr bringt.

Jeder ist verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten einzugreifen!

Findet Gewalt allerdings hinter verschlossenen Türen statt, ist es schon schwieriger, hinzusehen und den Opfern beizustehen. Doch auch Weghören ist keine Lösung. Denn Gewalt im sozialen Nahraum ist kein privates Problem.

Das ist zusätzlich bei Gewalt zu tun:

  1. Greift in gefährlichen Situationen umsichtig und entschlossen ein und achtet darauf, dass Ihr Euch nicht in Gefahr begebt.
  2. Ruft in Notsituationen umgehend die Polizei unter 110.
  3. Sprecht in der entscheidenden Situation laut und deutlich – aber nicht bedrohlich.
  4. Macht andere Personen sofort auf die Gewalttat aufmerksam: Das können Passanten, Eure Lehrer, andere Jugendliche oder Ladenbesitzer, etc. sein.
  5. Seit Vorbild! Lebt den Kindern vor, dass Gewalt keine Lösung für Konflikte ist. Duldet nicht, dass Kinder aus Eurer Familie andere bedrohen, beleidigen oder schlagen.
  6. Sorgt dafür, dass Gewalthandlungen nicht „unter den Teppich gekehrt werden, sondern werdet laut.
  7. Vermutet Ihr beispielsweise dass in der Nachbarwohnung jemand verprügelt wird, dann erkundigt Euch, ob vielleicht jemand aus dem gleichen Haus auch schon ähnliche Beobachtungen gemacht hat. In einer Notsituation immer die Polizei dazuholen.
  8. Sprecht das mutmaßliche Opfer an, wenn es alleine ist und bietet Hilfe an. Es gibt Beratungsstellen und Opferhilfeeinrichtungen, die das Opfer bei den weiteren Schritten unterstützen.
  9. Weitere Informationen findest Du im Opferhilfe-Bereich der Polizei.
  10. Erstatte gegebenenfalls Anzeige bei der Polizei und sagt als Zeuge aus.

Dem Opfer helfen ist eine der sechs Regeln für Zivilcourage.

3 Kommentare zu “Wegsehen und -gehen ist keine Lösung: Zeigt Zivilcourage!

  1. Ich selbst bin Opfer von Zivilcourage geworden.
    Meine Nachbarin ist von ihrem Ehemann mitten in der Nacht verprügelt worden.
    Kurze Geschichte
    Ich und meine Frau haben wie sie aus der Wohnung geflohen ist erstmal beruhigt, und ihr versucht zu helfen…Der Ehemann ist aus der Wohnung herausgekommen und ich habe nur gesagt ob er sich nicht schämen würde die Frau zu schlagen.
    Er hat ohne Vorwarnung mich das Treppenhaus hinuntergeworfen und wie ich auf den Boden lag versuchte er auf mich einzutreten.
    Polizei Anzeige erstattet
    Im Krankenhaus gewesen
    Mittlerweile habe ich im Knie durch den stürzt beine Menisken entfernt bekommen
    Am Becken hat sich ein Muskel verschoben …Ärzte haben versucht es wieder einzurenken ohne Erfolg, so das ich mit schmerzen rumlaufe.
    Die Staatsanwaltschaft hat die Anzeige wegen Geringfügigkeit eingestellt.
    Mein Anwalt versucht gerade Schmerzensgeld einzuklagen (ich sehe kein großer Erfolg darin)
    Seine Ehefrau hält zu ihm als ob nichts gewesen wäre.
    Würde ich heute nochmals helfen? NEIN
    Auch wenn ich dadurch Nachteile bekäme.
    Die Politik sagt uns wir sollen helfen und Zivilcourage zeigen.
    Wir haben alle Möglichkeiten.
    Aber wenn es passiert werden wir vom Gesetz im Stich gelassen

  2. Ich war vor ca. 3 Jahren in einem großen „Wellnessbad“ mit separatem Saunabereich zu Gast. Den Saunabereich konnte man vom Schwimmbad aus betreten, sobald man mit dem elektronischen Armband, das man an der Kasse bekommen hatte, die Tür zum Saunabereich geöffnet hatte. Gleichzeitig wurde automatisch eine Gebühr auf das Armband gebucht.
    Die Benutzung des Saunabereichs war nur unbekleidet gestattet.
    Als ich mich ausgezogen hatte und eine Sauna betreten wollte, hörte ich nervös kichernde Mädchen und eine ärgerliche Männerstimme aus einem Waschraum. Ich verstand „Nun stellt Euch nicht so an, das Geld ist ja auch schon bezahlt, hier dürft ihr nur ohne Badeanzug rein – nun zieht Euch endlich aus!“ „Ja, aber das ist mir unangenehm“ „Das will ich eigentlich nicht, Frank!“
    Ich betrat den Raum und sah 5 Mädchen im Alter zwischen 9 und 12 Jahren und einen Mann Ende 30. Die Mädchen wirkten erleichter wegen meines Erscheinens, der Mann eher wütdend. Was sollte ich nun tun?
    Ich entschied mich dafür, zu sagen: „Nun tut doch Frank den Gefallen und zieht Euch aus – er hat ja schließlich dafür bezahlt. Aber vergesst nicht, Euren Eltern davon zu erzählen – das wird sie sicher interessieren!“
    „Frank“ durchbohrte mich zwar mit bösen Blicken, und suchte nach Ausflüchten „es geht ja nicht um mich, sondern darum, dass man hier keine Badebekleidung tragen darf“, sah aber wohl ein, dass er durchschaut worden war. Die Mädchen durften den Saunabereich wieder verlassen und ins Schwimmbad zurück gehen – bekleidet!
    Mancher mag jetzt vielleicht sagen „da ist ja gar nichts wirklich Schlimmes passiert“ – aber ich sehe das anders. Rechtzeitiges Eingreifen kann Schlimmeres verhindern.

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