Über Ton und Inhalt nachdenken

Vier Fragen an Stephan Ruhmannseder von der Meldestelle respect!

Mit der Rubrik „Vier Fragen an …“ möchten wir unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Zivilcourage vorstellen und haben eine ganze Reihe an wichtigen Partnern und Experten befragt. Heute: Stephan Ruhmannseder von der Meldestelle respect! Er berät bei der rechtlichen Einordnung einschlägiger Einträge in Sozialen Netzwerken und dringt auf Löschung, sobald strafrechtliche Tatbestandsmerkmale erfüllt sind. Erfolgt keine Löschung, wird gegebenenfalls Strafanzeige gestellt. 

  1. Was ist ein ziviler Held für Sie? Was macht einen zivilen Helden aus?

Dass er oder sie in Konfliktsituationen oder bei generellen Missständen nicht wegschaut, sondern sich mit seinen Fähigkeiten dafür einsetzt, dass Problem zu lösen.

  1. Warum ist es wichtig, sich gerade beim Phänomen von Hass im Netz einzusetzen?

Weil wir glauben, dass das Internet kein rechtfreier Raum ist, es aber leider von vielen Leuten so behandelt wird. Dagegen muss dringend etwas unternommen werden. So wie wir ja auch auf der Straße nicht einfach zuschauen würden, wenn eine Straftat begangen wird. Besonders nicht, wenn dabei Personen angegriffen oder bedroht werden. Der Mord an Regierungspräsident Lübke ist leider ein ganz besonders schlimmer Fall für im realen Leben umgesetzter Hass im Netz.

  1. Wie können Menschen für ein tolerantes Miteinander online angesprochen werden?

Grundsätzlich geht es darum eine Diskussionskultur zu etablieren, die den besonderen Kommunikationsbedingungen auf Social-Media-Plattformen gerecht wird. Eine Art soziale Kontrolle, die nicht primär von außen kommen sollte. Besser wäre es, wenn Menschen eine Art natürlichen, inneren Kompass für Ihr Auftreten in den sozialen Medien entwickeln würden. In der analogen Welt ist das ja größtenteils auch möglich. Ich stelle mich ja auch nicht auf einen öffentlichen Platz und pöble Menschen an, deren Einstellung mir nicht gefällt.

Vielleicht halten sich ein paar mehr Menschen an die Regeln, weil sie wissen, dass ihr Verhalten eventuell gesehen wird und Folgen haben könnte. Vielleicht werden dadurch einige Nutzer auch dazu angeregt, grundsätzlich über den Ton und Inhalt ihrer Äußerungen nachzudenken.

  1. Was gibt es an praktischen Tipps für Internetnutzer?

Seid euch bewusst, dass ihr euch in einem öffentlichen Raum befindet! Das gilt sowohl für euer Verhalten Anderen gegenüber als auch dafür, dass ihr nach Hilfe „rufen“ könnt und solltet, wenn ihr selbst zur Zielscheibe von Angriffen werdet oder wenn euch etwas auffällt, das gegen demokratische Grundrechte verstößt.

Meldet Euch zum Beispiel bei uns, der Meldestelle respect!

Unter www.meldestelle-respect.de können Hasskommentare gemeldet werden, diese werden nach dem Kriterium „strafrechtliche Relevanz“ eingeschätzt. Wird diese festgestellt, übernimmt respect! bei Offizialdelikten wie Volksverhetzung die Anzeige bei der Polizei und setzt sich bei der jeweiligen Plattform für die Löschung des Kommentars ein. Alle Meldenden erhalten grundsätzlich eine Rückmeldung zu ihrem Fall und könne online das weitere Vorgehen mitverfolgen.

 

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