Auf Zivilcourage setzen, denn Schweigen legitimiert Hass

Hate Speech, Hetze im Netz, Extremismus - das sind die Themen, über die Sina Laubenstein im Interview mit Zivile Helden spricht.

Mit der Rubrik „Vier Fragen an …“ möchten wir unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Zivilcourage vorstellen und haben eine ganze Reihe an wichtigen Partnern und Experten befragt. Heute: Sina Laubenstein. Sie betreut das No Hate Speech Movement des Europarates in Deutschland. Ziel ist es, die schweigende Masse im Internet zu ermutigen und zu stärken, sich gegen Hass im Netz einzusetzen.

  1. Was ist ein ziviler Held für Sie? Was macht einen zivilen Helden aus?

Zivile Held*innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich für ein Miteinander einsetzen und Zivilcourage zeigen, auch oder vor allem in schwierigen Situationen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Beispielsweise indem man sich für mehr Vielfalt und demokratische Werte engagiert. Indem man Rassismus und Menschenfeindlichkeit klare Kante zeigt. Indem man HINsieht und aktiv wird, anstatt bei Hass und Hetze wegzusehen. Wir alle können und sollten, auf unsere ganz eigene Art und Weise, zivile Held*innen sein und füreinander einstehen – auf der Straße wie auch im Netz.

  1. Was ist Ihnen besonders wichtig, um Hass im Netz zu begegnen?

Der Fokus im Engagement gegen Hass im Netz muss auf den Betroffenen liegen: Wie können wir ihnen helfen, wie können wir uns mit ihnen solidarisieren? Diese Fragen sollten wir beantworten können. Und das kann tatsächlich ganz einfach sein. Beispielsweise indem wir eine private Nachricht an betroffene Personen schicken und zeigen: Ihr seid nicht alleine.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Dinge, die wir alle gegen Hass im Netz unternehmen können und sollten. Ob wir nun Gegenreden, Kommentare melden oder auch anzeigen – Hauptsache wir machen irgendwas, denn Ignorieren ist keine Option mehr.

  1. Setzen Sie auf Zivilcourage und wenn ja, warum?

Wenn Menschen, online wie offline, beleidigt und angegriffen werden, wenn wir beobachten, wie der Umgangston und das gesellschaftliche Miteinander verrohen, dann braucht es Zivilcourage. Zivilcourage bedeutet nicht, dass wir uns der Ungerechtigkeiten in der Welt und der Gesellschaft bewusst sind und nur darüber reden. Zivilcourage bedeutet aktiv zu werden und die Welt zu verändern. Und das brauchen wir, insbesondere in der heutigen Zeit.

Deshalb: Ja, ich setze auf Zivilcourage. Weil wir Zivilcourage brauchen, weil wir Menschen brauchen, die sich für Vielfalt, Menschenrechte und Demokratie, kurz: unsere Zukunft, einsetzen.

  1. Was können Sie den Internetnutzer*innen aus Ihrer intensiven Arbeit im Netz mit auf den Weg geben?

Viele Menschen schrecken vor aktiver Gegenrede im Netz zurück: Einerseits, weil sie denken, dass der Hass in den Kommentarspalten sie nichts angeht. Andererseits weil sie fürchten, nicht den perfekten, schlagfertigen und lustigen Konter zu haben, den es braucht, und sie deshalb Spott und Häme auf sich ziehen könnten.

Doch der Hass im Netz geht uns alle etwas an. Unser Schweigen legitimiert den Hass und bestätigt die Hater*innen. Betroffene sehen und fühlen unser Schweigen. Wir müssen reagieren und Zivilcourage zeigen. Unsere Gegenrede muss nicht perfekt sein, häufig reicht ein einfaches „Das sehe ich anders“ – wichtig ist, dass wir überhaupt den Mund aufmachen. Mein persönlicher Tipp: Durchatmen – und erst dann in die Tasten hauen.

Das No Hate Speech Movement:
Weitere Informationen über das No Hate Speech Movement findet Ihr auf der Website der Neuen Deutschen Medienmacher e.V. oder auf der Website des No Hate Speech Movement Deutschland.

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