Mit Film und Hip Hop gegen Extremismus

Die Zivilen Helden setzen Maßstäbe beim Kampf gegen Radikalisierung, Hass im Netz und Gewalt

„Man ist dabei Dich grad‘ gehörig in die Irre zu leiten. Dass Du zu glauben scheinst, der Schlüssel aller Lösungen sei Hass und Gewalt?“ Diese Zeilen aus einem Rap über einen jungen Mann sind ein Schlüsselmoment im interaktiven Video der Kampagne „Zivile Helden“. Hier wird die Geschichte einer Radikalisierung erzählt – und es werden zugleich Auswege aus der extremen Situation aufgezeigt. Film, Rap-Song und umsetzbare Empfehlungen sollen jungen Menschen helfen, sich mit dem Thema Radikalisierung auseinanderzusetzen und im Idealfall zu lernen, wie sie extremistischen Meinungen begegnen können.

Hinter Radikalisierung steht ein Prozess, der aus einer extremen Meinung im schlimmsten Fall Gewalt gegen Menschen werden lässt. Das gilt für die meisten radikalen Richtungen (Linksextremismus, Rechtsradikalität oder Salafismus). Im Musikvideo veranschaulichen die „Zivilen Helden“ in einem Gespräch zwischen zwei Freunden die Stufen eines Radikalisierungsprozesses. Doch das Video zeigt zugleich, welche Gegenargumente und Strategien einem Radikalisierenden entgegengehalten werden können – und im Video können Zuschauer direkt eingreifen. „Mit diesem Schwerpunkt unserer Kampagne Zivile Helden wollen wir jungen Menschen Wege aufzeigen, um eine mögliche Radikalisierung zu erkennen“, erklärt Prof. Gabrielle Kille, Verbundkoordinatorin des Projektes „PräDiSiKo“, das „Zivile Helden“ entwickelt hat. „Wir geben den Jugendlichen sechs konkrete Tipps, um auf extreme Meinungen zu reagieren. Dazu gehören zum Beispiel kluge Gegenargumente bei extremistischen Parolen, aber auch die einfühlsame Unterstützung in einer problematischen Situation.“

Identifikationsgrundlage

Gerade in der Pubertät können junge Menschen besonders von extremen Ideen oder einfachen Erklärung beeinflusst werden. Das machen sich Extremisten zu Nutze. Sie liefern in ihren radikal gezeichneten Weltbildern die Identifikationsgrundlage für Jugendliche. „Wir wollen Radikalisierung verhindern helfen. Gerade das soziale Umfeld der jungen Radikalen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Geschwister, Freunde, Bekannte oder Lehrer können aktiv in den Prozess der Radikalisierung eingreifen und diesen stoppen“, sagt Kriminaloberrat Harald Schmidt, Leiter der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Kommunikation in sozialen Netzwerken

Die Polizei testet das Konzept der „Zivilen Helden“ in der Praxis um und setzt dabei auch ganz bewusst auf eine Diskussion zu allen Aspekten der Radikalisierung in den sozialen Netzwerken. Harald Schmidt betont: „Wir wollen niedrigschwellig unterstützen. Dafür ist die Kommunikation in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram besonders geeignet.“

Sechs Verhaltensempfehlungen der „Zivilen Helden“ bei extremen Meinungen:

  1. Hinterfragt die Gründe für extremistische Äußerungen und weist mit guten Argumenten auf Widersprüche hin.
  2. Reagiert auf abwertende Äußerungen und widersprecht diesen.
  3. Zeigt Euren Respekt und Unterstützung aber auch absolute Intoleranz gegenüber radikaler Einstellungen.
  4. Bietet Freunden mit problematischen Einstellungen immer wieder Eure Unterstützung an.
  5. Bittet anderen im nahen Umfeld der Betroffenen um Hilfe.
  6. Sichert Beweise extremistischer Äußerungen beispielsweise durch Screenshots.

Das Konzept für „Zivile Helden“ wurde unter dem Akronym „PräDiSiKo“ (Präventive digitale Sicherheitskommunikation) von Experten aus der Medienethik, Kommunikationswissenschaft, Kriminologie, Rechtswissenschaft und der Ökonomie entwickelt. Es wird in den kommenden Monaten weiter ausgewertet.

Von Viktoria J.
 

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