Den richtigen Ton treffen

Vier Fragen beantwortet der Leider des Instituts für Digitale Ethik (IDE), Professor Dr. Oliver Zöllner

Mit der Rubrik „Vier Fragen an …“ möchten wir unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Zivilcourage vorstellen und haben eine ganze Reihe an wichtigen Partnern und Experten befragt. Heute: Prof. Dr. Oliver Zöllner, Professor für Medienforschung und Mediensoziologie an der Hochschule der Medien in Stuttgart und leitet dort das Institut für Digitale Ethik (IDE).

1. Was ist ein ziviler Held für Sie? Was macht für Sie ein ziviler Held aus?
Ein ziviler Held ist für mich ein Mensch, der in einer im weitesten Sinne bedrohlichen Situation richtig und angemessen handelt, indem er oder sie eingreift, Hilfe leistet oder holt und damit die bedrohliche Situation beendet oder deeskaliert. Dies kann das Leisten von Erster Hilfe und von seelischem Beistand sein, dass Hinzuholen eines Arztes oder schlicht, dass man genau beobachtet und sich als Zeuge zur Verfügung stellt.

2. Wie kann man soziale Medien zur Vermittlung von Werten einsetzen?

Das ist pauschal gar nicht so leicht zu beantworten. Im besten Fall können Menschen oder Organisationen durch das Posten von „Best-Practice“-Beispielen Anregungen geben und/oder Vorbild sein. Man kann andere Menschen ja durchaus inspirieren, indem man selbst bestimmte Werte mit einer gewissen Selbstverständlichkeit vorlebt. Allzu didaktisch sollte man da allerdings nicht vorgeben – das kommt im Netz meist nicht gut an. Den richtigen Ton zu treffen ist von großer Bedeutung.

3. Gibt es so etwas wie eine Bürgerpflicht?

Es gibt die zutiefst menschliche Pflicht, bei Gefahrensituationen anderen Menschen zu helfen, ohne allerdings sich selbst gefährden zu müssen. Dies ist meines Erachtens ein Ausdruck von Humanität. Menschen in Gefahr zu ignorieren ist ein Verlust von Humanität: also was es heißt, Mensch zu sein. Nebenbei bemerkt kann man sich unter Umständen durch unterlassene Hilfeleistung uch strafbar machen. Man sollte sich einmal vor Augen führen, was es bedeutet, wenn andere Menschen wegschauen, während man sich selbst in einer Gefahrensituation befindet, dringend Hilfe benötigt, vielleicht verletzt ist usw. – das kann eine sehr traumatisierende Situation sein.

4. Glauben Sie, dass man durch Aufklärung im Internet Gewalttaten vorbeugen kann?

Bis zu einem gewissen Punkt: ja. Manchmal muss der eigene Instinkt für potenzielle Gefährdungen sich erst entwickeln – man wähnt sich oft in falscher Sicherheit, wo Gefahren lauern können. Da ist es hilfreich, wenn man Informationen hierüber erhalten kann, um so vielleicht sein Verhalten in der Zukunft anzupassen. Da das Internet eine mediale Plattform ist, die viele Menschen täglich erreicht, ist es absolut sinnvoll, auch hierüber Menschen zu informieren.

 

Das Institut für digitale Ethik im Netz: www.digitale-ethik.de

Von Magdalena C.

 

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